Stimmungsmache gegen Leistungsberechtigte

StimmungsmacheStimmungsmache gegen Leistungsberechtigte durch WAZ

Wie die WAZ heute in ihrem Online-Portal Der Westen berichtet, steigt die Anzahl der SGB II-Leistungsberechtigten in Essen. Laut der eigenen Prognose der Stadt Essen bis zum Jahresende auf rund 44.000 Haushalte. Aber darüber haben wir ja schon im Rahmen unseres Artikels zu der steigenden Langzeitarbeitslosigkeit in NRW berichtet. Nur leider wie so oft, nutzt die WAZ diese Meldung zu einer unterschwelligen Stimmungsmache gegen Leistungsberechtigte.

Die Stimmungsmache im Überblick

Hierzu braucht man nur einen Blick auf den Teaser werfen, der beim Leser Aufmerksamkeit erzeugen und ihn zum Weiterlesen animieren soll. Zitat:

Essen.  Die Langzeitarbeitslosigkeit in der Stadt verfestigt sich. Mittlerweile sind fast 44.000 Haushalte auf Hartz IV angewiesen. Dabei hatte die Stadt gehofft, die Zahl deutlich senken zu können, um Kosten zu sparen. Der Unternehmensverband aber vermutet: Vielen fehlt mittlerweile die Motivation zu arbeiten.

Wenn man nun den Teaser nüchtern analysiert, fällt auf, dass in den drei Sätzen die wichtigsten Botschaften des gesamten Artikels zusammengefasst werden. Und aus psychologischen Gründen steht der wichtigste Satz fast immer am Ende eines Textes. Dass die Redaktion der WAZ hier ausgerechnet eine Aussage des Unternehmerverbandes Essen platziert, lässt tief blicken. Zwar in der Form einer Vermutung. Aber dennoch ist das nichts anderes als eine gezielte, unterschwellige Stimmungsmache gegen SGB II-Leistungsberechtigte.

Denn der nicht vorbelastete, an sich neutrale Leser wird so unterschwellig gegen Leistungsberechtigte aufgebracht. Hier nach dem oft verwendeten Stereotyp, dass SGB II-Leistungsberechtigte zu faul zum Arbeiten sind. Aber das entspricht der gewohnten Berichterstattung der WAZ, die nur zu gerne mit ihr gegen SGB II-Leistungsberechtigte aufstachelt. Wir erinnern dazu an unseren Artikel zum Ruf der Stadt Essen.

Auch der Satz „Dabei hatte die Stadt gehofft, die Zahl deutlich senken zu können, um Kosten zu sparen.“ stellt nichts anderes als eine entschuldigende Täuschung der Essener Öffentlichkeit dar. Er soll schon zur Einführung in den Text den Leser darauf einstimmen, dass die Stadtverwaltung Essen und das JobCenter alles versucht haben, die Lage zu verbessern. Damit wird aber bewusst von der Wahrheit abgelenkt. Denn es ist ja nur zu gut bekannt, dass die steigende Zahl der SGB II-Leistungsberechtigten in Essen eine Folge der Umstellung des JobCenters Essen auf eine sog. Optionskommune ist. Und der dadurch entstanden chaotischen Verhältnisse im JobCenter Essen. Das mit seiner Eigenverwaltung mehr beschäftigt ist, als mit der Betreuung von Leistungsberechtigten.

Weitere Stimmungsmache gegen Leistungsberechtigte

Was dann weiter im Artikel kommt, offenbart eine weitere Stimmungsmache gegen Leistungsberechtigte. Zitat aus dem Artikel:

70 Prozent bekommen Hartz IV schon ein Jahr und länger

In Essen gibt es derzeit über 61.100 erwerbsfähige Leistungs-Berechtigte. Das Besorgniserregende: Von ihnen bekommen über 70 Prozent schon mindestens ein Jahr lang Hartz IV, mehr als jeder Zweite sogar schon vier Jahre und länger.

Diese Menschen wieder in den Arbeitsmarkt zu bringen, ist besonders schwer. „Bei der Hälfte dürfte es ein Motivationsproblem sein. Viele zeigen nicht die notwendige Flexibilität“, sagte Ulrich Kanders, Hauptgeschäftsführer des Essener Unternehmensverbandes (EUV).

Einen weiteren Grund, warum sich in Essen die Langzeitarbeitslosigkeit weiter verfestigt hat, sieht Kanders in der Struktur des Arbeitsmarktes: Essen habe viele Dienstleistungsarbeitsplätze für qualifizierte bis hoch qualifizierte Fachkräfte. Dagegen gebe es zu wenige Jobs im gewerblichen Bereich, die eher für Geringqualifizierte geeignet seien. Doch für Fortbildung und Ein-Euro-Jobs hatte das Jobcenter dieses Jahr deutlich weniger Geld vom Bund zur Verfügung. Schon vergangenes Jahr waren es wegen der Mittelkürzungen 1600 Plätze weniger gewesen, dieses Jahr sah es nicht besser aus, so Renzel.

Diese drei zitierten Absätze triefen vor unterschwelliger Stimmungsmache gegen ALG II-Bezieher. Alles wird nach dem Motto gehändelt: Alle schlechten Botschaften mit Umständen zu entschuldigen, die man nicht zu verantworten hat. Aber das kennen wir nur zu gut von der Stadtverwaltung Essen und auch von Herrn Renzel.

Ebenso ist die Aussage, dass nicht genug Leistungsberechtigte entsprechend gewünschte Flexibilität mitbringen auch eine Form der entschuldigenden, ablenkenden Verunglimpfung gegen diese. Die Wahrheit sieht anders aus. Es fehlen in Essen schlichtweg die Arbeitsplätze und das JobCenter betreut seine Kunden zu schlecht. Da hilft auch keine Flexibilität.

Selbsterkenntnis ist der erste Weg zur Besserung. Deutsche Volksweisheit

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