Langzeitarbeitslosigkeit – Ein trauriges aber reales Kapitel

Für unser Land ist das Thema Langzeitarbeitslosigkeit, auch nach zehn Jahren Hartz IV, immer noch ein trauriges aber reales Kapitel

Die eigentliche Intention der Agenda 2010 und der mit ihr verbundenen Einführung von Hartz IV (SGB II) war die Reduzierung der Langzeitarbeitslosigkeit. Wie nun von der Bundesagentur für Arbeit veröffentlichte Zahlen belegen, bezogen im Jahr 2012 mehr als 2,8 Millionen Berechtigte länger als 4 Jahre Leistungen nach dem SGB II.

Im Jahr 2012 gab es der Statistik zu Folge insgesamt sechs Millionen Leistungsbezieher nach dem SGB II. Daraus ergibt sich, daß somit prozentual ausgedrückt 46,5 % aller Berechtigten dauerhaft auf staatliche Transferleistungen angewiesen sind. Mithin also nahezu jeder Zweite. Noch dramatischer ist die Lage der über 50-Jährigen, die dauerhaft; also mehr als vier Jahre; Leistungen beziehen. Hier liegt der Anteil im Bundesdurchschnitt bei 62,9 %, also fast zwei Drittel. Eine Reduzierung der Langzeitarbeitslosigkeit sieht anders aus!

Das besonders Perfide daran ist, dass somit zwangsläufig auch Kinder davon betroffen sind. In der Altersgruppe der 7- bis 15-jährigen leben bundesweit 56,1 Prozent schon seit mehr als vier Jahren in Familien, die Leistungen nach dem SGB II beziehen. In Berlin liegt der Anteil sogar bei 70,3 Prozent. Sie sind diejenigen, die am härtesten von der weiterbestehenden Langzeitarbeitslosigkeit betroffen sind und unter den Folgen der Hartz IV-Maschinerie zu leiden haben.

Selbst die sogenannten Aufstocker, die also eine Arbeit haben und nur ergänzend Leistungen nach dem SGB II beziehen, sind überproportional oft von diesem Phänomen betroffen. Laut der Statistik der Bundesagentur für Arbeit (BA) erhalten bundesweit 48,8 % aller registrierten Aufstocker diese Leistungen ebenfalls länger als vier Jahre. Diese Tatsachen muß man sich einmal bewusst auf der Zunge zergehen lassen, denn sie offenbaren eindeutig die Missstände, die durch die Einführung des SGB II geschaffen wurden.

Darüber hinaus signalisieren sie, daß die Lage auf dem Arbeitsmarkt noch lange nicht so gut ist, wie uns die Politik das weismachen möchte. Und jeder Betroffene weiß nur zu gut, was es bedeutet sich mit Hartz IV einrichten zu müssen. Wer glaubt, dass das einfach ist, hier nun die aktuellen Zahlen, wie viel Leistungen die Betroffenen tatsächlich monatlich im Bundesdurchschnitt erhalten:

Laut der oben genannten Statistik der BA bekam eine sogenannte Bedarfsgemeinschaft 337,45 Euro Arbeitslosengeld II, 338,28 Euro für Miete und Heizung, 13,35 Euro Sozialgeld und 4,20 Euro sonstige Leistungen. In der Summe also 693,28 Euro.

Außerdem wurden 127,05 Euro Sozialversicherungsbeiträge gezahlt.

Da die BA die Sozialversicherungsbeiträge immer mit hinzurechnet, erhielt eine Bedarfsgemeinschaft im Bundesdurchschnitt 820,33 Euro monatlich an sozialen Transferleistungen.

Wie es in den einzelnen größeren Städten aussieht, hat Bild-Online sehr schön in einer Tabelle dargestellt. Sie finden diese im Bild-Artikel über diesen Link: Städte-Ranking — Wo gibt es am meisten Hartz IV?

Von der finanziellen Komponente mal abgesehen, wiegt die Stigmatisierung durch Hartz IV weit schwerer. Ein Instrument, das (so man dem Gesetzgeber glauben mag) zur Reduzierung der Langzeitarbeitslosigkeit gedacht war, ist längst zu einem Werkzeug von Ausgrenzung, Stigmatisierung und Machtmissbrauch verkommen.

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