In Essen ist der VAMV eine Institution geworden, die unter den Hilfsangeboten im sozialen Bereich nicht mehr wegzudenken ist
Im nachfolgenden Artikel stellt sich der Verein mit seiner unerlässlichen Arbeit vor. Die Fortführung der Beratung und Angebote für Alleinerziehende ist allerdings gefährdet, weil die Stadt Essen den jährlichen Zuschuss gestrichen hat.
„Der Verband alleinerziehender Mütter und Väter, kurz VAMV genannt, ist eine Selbsthilfeorganisation, die 1967 als „Verband lediger Mütter“ von Luise Schöffel in Herrenberg/Schwarzwald gegründet wurde. Der Verband Alleinerziehender Mütter und Väter Ortsverband Essen wurde am 05. August 1976 gegründet, damals sogar noch mit dem Namen „Verband alleinstehender Mütter“. 1996 wurde der Name des Verbandes in Verband alleinerziehender Mütter und Väter e.V. geändert, so heißt er auch heute noch.
Der VAMV ist eine wichtige überregionale Organisation von Einelternfamilien in Deutschland; seine Mitglieder sind unverheiratete, getrennt lebende, geschiedene und verwitwete Mütter und Väter, aber auch „Nicht-Betroffene“, interessierte BürgerInnen.
Der VAMV ist als besonders förderungswürdig und gemeinnützig anerkannt und ist weder parteipolitisch noch weltanschaulich gebunden. Er ist unter anderem Mitglied im Paritätischen Wohlfahrtsverband. Er besteht auf Bundes-, Landes- und Ortsebene.
Der Verband in Essen sieht seine Aufgabe vor allem in der „Hilfe zur Selbsthilfe“.
Verbandsmitglieder und diejenigen, die beim Verband Rat und Hilfe suchen, gestalten das, was im Verband geschieht. Das tun sie, geprägt von ihrer ganz persönlichen Lebensanschauung und vor dem Hintergrund ihrer eigenen Lebensgeschichte.
Die Arbeit im VAMV Ortsverband Essen wird ausschließlich ehrenamtlich geleistet, was bei steigenden Anfragen nur schwerlich bewältigt werden kann.
Der Selbsthilfecharakter ist ein wichtiger Aspekt in der Arbeit des Ortsverbandes. Dies wird mit Angeboten wie z.B. mit dem Offenen Treff jeweils am ersten Donnerstag bzw. mit dem Sonntagsfrühstück am zweiten Sonntag im Monat aufrecht erhalten. Die Räumlichkeiten befinden sich im Schultenweg 37.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Netzwerkarbeit. Der VAMV Ortsverband ist mit unterschiedlichen Organisationen eine Kooperation eingegangen, die für beide Seiten eine so „win-win“ Situation darstellt.
Viele Menschen suchen nach der akuten Phase der Trennung die Beratung im VAMV, wenn Probleme auftreten, die aus Entscheidungen während bzw. nach der Trennung resultieren: Wenn es z.B. Probleme mit dem gemeinsamen Sorgerecht gibt oder wenn die Ausgestaltung des Umgangsrechts Probleme bereitet: Veränderungswunsch nach mehr bzw. weniger Umgangszeiten des Expartners; Probleme mit dem Umgangspfleger, begleiteter Umgang, Finanzierung des Umgangs sind typische Themen.
Das Thema Existenzsicherung ist bei Beratungen Dauerbrenner. Hier informiert der VAMV über zustehende Leistungen und bietet individuelle Beratung an. Ebenso ist er behilflich beim Beantragen von Geldern oder der Weitervermittlung an andere Institutionen. Es geht um Anspruchsvoraussetzungen, Informationen und Hilfe bei der Antragstellung. Unterhalt für Kinder, Unterhalt für den betreuenden Elternteil, Unterhaltsvorschuss, SGB II und XII (Hartz IV), Elterngeld und Kindergeld sind zentrale Themen.
Weiterhin ist immer wieder mal eine Begleitung zu Behörden notwendig. Sowohl zum Jobcenter als auch zum Jugendamt kann eine Begleitung auf Wunsch der Alleinerziehenden erfolgen. Diese Begleitungen resultieren einerseits aus der Unsicherheit der Menschen im Umgang mit Behörden und andererseits aufgrund der Erfahrung, dass viele Alleinerziehende ihre Rechte nicht ausreichend kennen.
Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist ein wichtiges Thema bei den Beratungen im VAMV. Problem ist – trotz Ausbaus der U-3-Betreuung – die Verfügbarkeit von Kinderbetreuungsplätzen. Aber auch die häufig starren Öffnungszeiten der Einrichtungen, die sich manchmal nicht an den flexiblen Bedürfnissen von Arbeitnehmer/innen orientieren, verhindern die Vereinbarkeit.
Diese Arbeit ist nun leider gefährdet. Der Ortsverband hat einen Kooperationsvertrag mit der Stadt Essen, worüber der Verein knapp 2000 Euro im Jahr erhält. Dies entspricht nicht einmal der (geringen) Höhe der Miete. Zurzeit befindet sich der Verein in der Diskussion mit der Stadt, um einen neuen Kooperationsvertrag zu erhalten. Sollte dies nicht möglich sein, wird der Verein seine Arbeit einstellen müssen.“
Erika Biehn