Das Drama der Langzeitarbeitslosigkeit in Essen

DasDas alljährliche Ritual der Hiobsbotschaft

Eine neue wissenschaftlich fundierte Untersuchung des IAQ (Institut für Arbeit und Qualifikation) der Universität Duisburg-Essen hat erneut ans Licht gebracht, was für eine verfehlte Sozial-, Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik seitens der in Essen Verantwortlichen betrieben wird.

Denn Essen steht im Landesvergleich NRW bei der Anzahl der Leistungsberechtigten im SGB II-Bezug mit einer Verweildauer von über 4 Jahren erneut als das einsame Schusslicht da. Die konkrete Quote betrug im Jahr 2014 52,5%. Mit anderen Worten: Mehr als die Hälfte aller Essener SGB II-Leistungsberechtigten befand sich 4 Jahre oder länger in der Falle namens Hartz IV. Verstörend hoch ist aber auch der Bundesdurchschnitt, er lag im vergangenen Jahr gem. der Untersuchung bei 46,3%.

Die Zahlen, die mittlerweile ein Negativritual darstellen, sind ein Armutszeugnis sowohl für Politik als auch für die Wirtschaft. Die das System Hartz IV dadurch fördert, dass sie kaum Langzeiterwerbslose einstellt.

Das Drama in nackten Zahlen

Dazu erst einmal, wie von uns gewohnt, die Pressemitteilung des IAQ:

Zeiten des Leistungsbezugs untersucht
Auf Dauer Hartz IV?

[10.04.2015] Fast drei Millionen Menschen sind bereits länger als vier Jahre auf Hartz IV angewiesen. Das ist nahezu die Hälfte (46,3 Prozent) aller Empfänger von Arbeitslosengeld II und Sozialgeld. Kurzfristiger Leistungsbezug kommt dagegen eher selten vor: Nur 22,4 Prozent benötigen weniger als zwölf Monate Hilfe. Das zeigt eine Auswertung der Grundsicherungsstatistik der Bundesagentur für Arbeit für das Jahr 2014. Das Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen(UDE) hat diese jetzt im Informationsportal Sozialpolitik aktuell veröffentlicht.

Die Dauer hängt eng mit der regionalen Wirtschaftslage und der Arbeitsmarktsituation zusammen: Die Statistik zeigt, dass der langfristige Leistungsbezug von vier Jahren und mehr in Ostdeutschland besonders ausgeprägt ist – an der Spitze liegt Sachsen-Anhalt mit 53,8 Prozent. In Süddeutschland fällt die Quote hingegen deutlich niedriger aus. Drastisch hoch ist sie in Städten mit besonders hoher Arbeitslosigkeit, wie im Ruhrgebiet. So liegt beispielsweise der Anteil der Langzeitempfänger von Grundsicherung in Essen (52,5 %), Gelsenkirchen (51,7 %) und Bottrop (50,6 %) deutlich über dem Durchschnitt von Nordrhein-Westfalen.

„Dass viele Menschen langfristig, über mehrere Jahre hinweg abhängig von Hartz IV sind, weist darauf hin, dass es für einen großen Personenkreis äußerst schwierig ist, ein ausreichendes Einkommen zu erzielen und so aus der Bedürftigkeit herauszukommen“, stellt Prof. Dr. Gerhard Bäcker fest. Im Juni 2014 schafften dies lediglich 3,5 Prozent der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten. Zudem ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, erneut auf Zahlungen angewiesen zu sein. Von allen, die zwischen Juli 2013 und Juni 2014 ihre Hilfebedürftigkeit beendeten, bekam jeder Vierte innerhalb von drei Monaten wieder Leistungen aus der Grundsicherung.

Grundlegendes Problem ist dabei, dass die lange Arbeitslosigkeit andauert. Trotz der günstigen Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt haben die überwiegend von Hartz IV abhängigen Langzeitarbeitslosen nur geringe Chancen, eine reguläre Beschäftigung zu finden. Insbesondere die Älteren bleiben meist dauerhaft hilfebedürftig.

Das Risiko des Dauerbezugs betrifft aber nicht nur die Arbeitslosen. Denn nur ein Teil der Hartz IV-Empfänger ist als „arbeitslos“ registriert. Große Schwierigkeiten, die Abhängigkeit zu überwinden, haben Alleinerziehende, die zwar prinzipiell erwerbsfähig sind, aber dem Arbeitsmarkt wegen der Betreuung ihrer Kinder nicht zur Verfügung stehen. Zudem befinden sich unter den Langzeitbeziehern viele Aufstocker, die ihr niedriges Erwerbseinkommen durch Hartz IV-Leistungen ergänzen müssen, um das Existenzminimum zu erreichen.

Weitere Informationen: abbIII35_Grafik_Monat_04_2015
Prof. Dr. Gerhard Bäcker, gerhard.baecker@uni-due.de, Tel. 0203/379-2573 oder 0177/5738596

Redaktion: Claudia Braczko, Tel. 0170/8761608, claudia.braczko@uni-due.de

Interessierten empfehlen wir, dem Link zu den weiteren Auswertungsergebnissen zu folgen.

Während das Elend für viele Menschen ein Kräftigungsmittel ist, wirkt es auf andere zersetzend.

Honoré de Balzac (1799 – 1850), französischer Philosoph und Romanautor

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Eine Antwort zu Das Drama der Langzeitarbeitslosigkeit in Essen

  1. Veltepetter sagt:

    Wer glaubt, dass das JobCenter einem bei der Arbeitssuche hilft, der glaubt auch, dass das Ordnungsamt einem beim Wohnungsputz hilft.

    In diesem Sinne

    Grüße Veltepetter