Hinschauen, Hinfühlen, Helfen – auch über den Tellerrand hinaus – ein Beitrag zum Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen am 25.11.
Vor ein paar Tagen wurde die Frauenärztin Dr. Monika Hauser aus Köln mit dem Staatspreis des Landes Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet. Ganz und gar zu Recht, finde ich. Seit zwanzig Jahren unterstützt sie Frauen in Kriegs- und Krisengebieten, die Opfer von Vergewaltigung und anderen teils entsetzlichen Gräueltaten geworden sind. Ihr Engagement ist beispielhaft, mutig und es trägt Früchte, auch wenn noch immer viel durchzusetzen und zu verändern bleibt. Mit viel Empathie ein Beratungs- und Hilfsnetz für die Betroffenen aufzubauen, ihren Lebensmut wiederzuleben ist das eine, sich politisch gegen diese Gewalttaten auszusprechen, das andere.Ein Konzept, von dem wir alle lernen können: Die Menschen nicht aus dem Auge verlieren und zugleich den politischen Kampf um bessere Bedingungen führen.Und ein Thema, das uns auch hier in Deutschland, in Essen, vielleicht sogar in der nächsten Nachbarschaft etwas angeht. Vieles, das an diesem Gedenk- und Aktionstag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen, zur Sprache kommt, ist nicht soweit weg, wie wir denken: Zwangsprostitution, sexueller Missbrauch, Sextourismus, Vergewaltigung, Beschneidung von Frauen, häusliche Gewalt, weibliche Armut – Michelle Bachelet, die Leiterin von UN Woman sagt dazu:
„Obwohl die Gleichstellung von Frauen und Männern in den Verfassungen von 139 Ländern und Gebieten garantiert wird, wird Frauen allzu häufig Gerechtigkeit und Schutz vor Gewalt verwehrt. Dieses Versagen ist nicht auf mangelnde Kenntnisse zurückzuführen, sondern auf mangelnde Investitionsbereitschaft und politischen Willen den Bedürfnissen von Frauen zu entsprechen und ihre Grundrechte zu schützen. Es ist an der Zeit, dass Regierungen Verantwortung übernehmen…“
Auch unsere Regierung, auch die Landesregierung NRW ist da gefragt, wenn es darum geht, Frauen Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, sei es nach Gewalterfahrungen, sei es in der Situation als alleinerziehende Mutter, eines der höchsten Armutsrisiken in Deutschland, und natürlich auch in Asylverfahren. Eine der wichtigsten Voraussetzungen, dass Frauen sich aus Gewaltsituationen befreien können, sind Perspektiven: Ausbildung, die Möglichkeit sich und sein(e) Kind(er) zu ernähren, also Arbeit, die unabhängig macht. Was ganz sicher nicht angebracht ist: Arbeit, die nicht zum Lebensunterhalt reicht, Bürokratie und Schikane von Amtsseite, zermürbende Kämpfe um Therapieplätze, Zukunftsangst, Benachteiligung, Stigmatisierung der Opfer von Gewalt und ebenso ihrer Kinder. Ein bisschen können wir alle das tun, was Dr. Monika Hauser tut: Hinschauen, hinfühlen, helfen. Und auch das Politische nicht aus dem Auge verlieren. Ein gutes Konzept.
BK